Geschichte

Geschichte

Hedwig Ebel - Angestellt für einen Tag

Lebensdaten: 1904–1974

Beschäftigt als: ungelernte Arbeiterin

Werkszugehörigkeit: 1940

Diskriminierungs-/Verfolgungsgrund: Jüdin [gemäß Glaubensbekenntnis]

Schicksal: Entlassung; überlebte

„Nichtarisch“ steht dort, am Fuße der vergilbten Personalkarte. In Klammern gesetzt, als fast schon beiläufige Ergänzung, die sich in ihrer scheinbaren Selbstverständlichkeit rückblickend als umso eindeutigere Begründung liest. Verdeutlicht sie doch, warum die damals 36-jährige Hedwig Ebel am 19. April 1940 entlassen wird – kurioserweise noch an ihrem ersten Arbeitstag. Nur einen Tag lang arbeitet Hedwig Ebel also im Werk Ludwigshafen, genauer im Versand von synthetischen Gerbstoffen (Bau Lu 283). 

Personalkarte von Hedwig Ebel

Ihre Personalkarte stammt aus der Kartei „Ungelernte Arbeiter 1900-1966“, es ist also davon auszugehen, dass Hedwig Ebel als ebensolche Arbeiterin eingesetzt wurde. Obwohl sie offenbar einst eine Handelsschule besucht und vermutlich eine kaufmännische Ausbildung absolviert hatte. Der Personalkarte ist kein Bild zugeordnet. Auch in dieser Hinsicht bleibt Hedwig Ebel als Person im Dunkeln.

In den Archivunterlagen von BASF gibt es grundsätzlich einen Informationsmangel über Arbeiter und Arbeiterinnen aus dieser Zeit. Zu ihnen liegt, wenn überhaupt, lediglich eine Personalkarte vor. Denn umfangreichere Personalakten wurden ausschließlich für Angestellte geführt.

Überleben, nur wie?

Kein Jahr nach ihrer abrupten Entlassung, inmitten der von NS-Regime und Krieg ausgehenden Gefahren, bringt Hedwig Ebel im Oktober 1941 einen Sohn zur Welt. Einen Ehemann gibt es offenbar nicht. Hedwig Ebel konvertiert nicht, verortet sich weiterhin offiziell im israelitischen Glauben. Wo sie sich nach ihrer Entlassung aufhält und wie sie als Jüdin in diesen Zeiten überleben und sich einer Inhaftierung und Deportation entziehen kann, bleibt unklar. Überliefert ist nur: Sie überlebt. Das Melderegister in Ludwigshafen verrät, dass sie in den frühen 1950er-Jahren ebendort wohnt. Hedwig Ebel stirbt am 4. Februar 1974 im nordpfälzischen Rockenhausen.

Unter den Arbeitern und Arbeiterinnen ist Hedwig Ebel – nach Selbstverständnis und NS-Zuschreibung – die einzige in den I.G. Farben-Werken Ludwigshafen/Oppau beschäftigte jüdische Person, die sich bislang ausfindig machen ließ.

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