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Verantwortungsvoll innovativ
Die Verwendung von Chemikalien wird sehr emotional diskutiert. Sollten wir gefährliche Stoffe verbieten?
Chemikalien werden aus einem bestimmten Grund verwendet: Sie ermöglichen es, einem Material eine gewünschte Funktion oder Wirkungsweise zu verleihen. Es ist die Reaktivität, die diese Chemikalien so nützlich macht – aber sie kann auch Gefahren für Gesundheit und Umwelt mit sich bringen, wenn sich die Reaktion nicht auf den gewünschten Einsatz beschränkt. Wir brauchen reaktive Chemikalien für innovative Materialien – nicht zuletzt, um Fortschritte bei Klimaschutz und Energielösungen zu machen. Isocyanate in Polyurethan-Schaumstoffen zum Beispiel dämmen Gebäude, sparen so Energie und senken den CO2-Ausstoß. Epoxidhärter machen Windradflügel für Ökostrom langlebiger. Und sogenannte Kathodenmaterialien für Batterien ermöglichen den Umstieg auf eine nachhaltige Mobilität. Für all dies benötigen Unternehmen und professionelle Anwender den kompletten chemischen Baukasten mit Substanzen, mit denen wir sicher umzugehen wissen.
Die Verbraucher sind sehr sensibel, wenn es um Chemie geht – sei es in Kosmetika, Haushaltsreinigern oder Spielzeug. Wie sehen Sie das?
Als Verbraucher wollen wir uns und unsere Familien schützen. Gleichzeitig wünschen wir uns bestimmte Eigenschaften von Produkten. Sie sollen haltbar oder einfach zu benutzen sein, beim Energiesparen helfen oder uns schützen. Als Chemiker sind wir es gewohnt, beide Seiten der Medaille zu betrachten: Welche Stoffe helfen uns, diese Funktionen zu entwickeln, und wie sorgen wir dafür, dass der Anwender sicher ist? Dabei helfen uns unsere hochentwickelten analytischen Methoden, mit denen wir zum Beispiel Chemikalien molekular aufgelöst bis in den Ultraspurenbereich zurückverfolgen können. Bevor neue chemische Substanzen auf den Markt kommen, unterziehen wir sie allen notwendigen ökologischen und toxikologischen Prüfungen und melden sie bei den entsprechenden Behörden an.
Wie kann man etwas Gefährliches auf sichere Weise verwenden? Ist das nicht widersprüchlich?
Ein einfaches Beispiel sind Treppen. Wenn Sie ein Haus planen, können Sie schwer darauf verzichten, auch wenn sie mit einem Sturzrisiko verbunden sind. Sie können aber zum Beispiel rutschfeste Stufen einbauen, einen Handlauf anbringen und für gute Beleuchtung sorgen. Das ist Risikomanagement: Eine mögliche Gefährdung feststellen und daraus Schutzmaßnahmen ableiten. Das Verbot an sich ist nicht die Lösung – der verantwortungsvolle Umgang mit den Risiken schon!
Wie entwickelt sich die Bewertung von chemischen Risiken?
Die Industrie arbeitet ständig an innovativen Lösungen, die wirksamer, weniger gefährlich und gleichzeitig ressourceneffizienter sind. Bereits vor mehr als zehn Jahren haben wir bei BASF damit begonnen, eine Methode namens Sustainable Solution Steering – TripleS – zu entwickeln. Mit ihr steuern wir unser Portfolio und bewerten, wie gut jedes Produkt die Anforderungen von Kunden und Behörden erfüllt. Ein Produkt, das die Kriterien nicht erfüllt, soll innerhalb von fünf Jahren vom Markt genommen werden. Dabei handelt es sich um einen kontinuierlichen Prozess, da sich der Kenntnisstand der Wissenschaft ständig weiterentwickelt. Vor kurzem haben wir die TripleS-Methode erweitert, um zu prüfen, wie Produkte noch umfassendere Nachhaltigkeitsziele unterstützen.
Was wären die Folgen von Chemikalien-Verboten?
Ein vollständiges Verbot gewisser Chemikalien – selbst wenn sie nur in geringen Mengen, als Zwischenprodukte in der Produktion oder für die Forschung verwendet werden – würde die Innovation einschränken. Dies wäre fatal in einer Zeit, in der Innovationen der Schlüssel sind, um die Nachhaltigkeitstransformation voranzubringen: Von der Energiewende über das Carbon Management bis hin zur Kreislaufwirtschaft. Um diese Herausforderungen zu meistern, braucht die Welt Chemikalien mehr denn je.