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Vorsicht Infodemie
Leisten Regierungen, medizinische Einrichtungen und Fachkräfte bei der Risikokommunikation gute Arbeit?
Risikokommunikation spielt in vielen institutionellen Bereichen eine wichtige Rolle – insbesondere angesichts der heutigen Gefahr von Fake News. Für die Interaktion mit verschiedenen Personengruppen kann es sinnvoll sein, Experten, politische Entscheidungsträger und Vertreter des Gesundheitswesens in diesem Bereich aus- und weiterzubilden. Außerdem sollten Experten sich im Klaren darüber sein, welchen Zugang zu Informationen und welchen Wissensstand die verschiedenen Zielgruppen haben. Werden Wissenslücken geschlossen, hilft das den Menschen, Risiken in ihrem Umfeld zu verstehen. Außerdem können sie dadurch fundierte Entscheidungen in Situationen treffen, in denen sie sich nicht an Fachleute wenden können.
Können Sie ein Beispiel für erfolgreiche Risikokommunikation im Bereich der öffentlichen Gesundheit nennen?
Ein Beispiel war der erste Ausbruch von COVID-19 unter Wanderarbeitern in Singapur. Zu diesem haben unter anderem die mangelnde Berücksichtigung von Sprachbarrieren und das fehlende Verständnis für die Migranten beigetragen. Nachdem die lokalen Behörden diese Defizite erkannt hatten, setzten sie entsprechende Strategien ein. So stellten sie etwa Gesundheitsinformationen in mehreren Sprachen und über verschiedene Kanäle einschließlich der sozialen Netzwerke bereit.
Geht Risikokommunikation manchmal schief?
Ein Beispiel für schlechte Risikokommunikation war die australische Videokampagne im Juli 2021, die die Wichtigkeit der COVID-19-Impfung vermitteln sollte. Die Verantwortlichen setzten dabei auf Angst: Die Gesundheitsbehörden empfahlen jungen Erwachsenen den mRNA-Impfstoff – doch der war während der Kampagne knapp. In der Folge nahmen vor allem bei jungen Menschen Angst, Stress und Panik zu, anstatt dass die Impfung wie beabsichtigt angenommen wurde.
Wie verändern sich die Risiken, denen wir ausgesetzt sind?
Wir leben in einer dynamischen Welt. Unsere Gesundheit steht zweifelsohne in Zusammenhang mit dem Klima. So können beispielsweise steigende Temperaturen die Übertragung von Krankheiten wie Malaria begünstigen. Umgekehrt stehen dank des medizinischen Fortschritts heute neue Möglichkeiten zur Verfügung, um die mit bestimmten Krankheiten verbundenen Risiken zu verringern. Wir müssen akzeptieren, dass sich mit der Gesellschaft auch die Risiken weiterentwickeln und zunehmen. Information ist Macht. Damit wir den sich wandelnden Gefahren immer einen Schritt voraus sind, sollten wir wissen, was in unserer Umgebung passiert. Das mag unmöglich erscheinen, aber zum Glück hat sich auch der Zugang zu Wissen enorm verbessert.
Wie können wir in einer sich wandelnden Welt gute Entscheidungen für unsere Gesundheit treffen?
Um sich ein Bild von den Risiken in unserem Leben zu machen, ist es wichtig, auf Informationen aus zuverlässigen Quellen zu vertrauen und auf dem Laufenden zu sein. Gleichzeitig müssen wir uns vor einer Infodemie hüten – also vor übermäßigen Informationen zu einem Thema, die in der Regel unzuverlässig sind und sich schnell verbreiten. Werden Menschen von solchen Informationen überflutet, kann das zu Verwirrung, Angst und Stress führen.