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Eine Frage des Risiko-Appetits

Portrait Maria Papadaki
Dr. Maria Papadaki
war für Rolls-Royce tätig und ist heute geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Risiko und Innovation an der British University in Dubai sowie im Vorstand des Institute of Risk Management in London.

Wir wissen, dass Emotionen unseren Umgang mit Risiken prägen. Gilt das auch für Unternehmen?

Die Herausforderung für Unternehmen ist eine gemeinsame Linie. Dabei legt die Kultur eines Unternehmens seinen „Risiko-Appetit“ und seinen Umgang mit Risiken fest. Die Entscheidung darüber trifft die Geschäftsleitung, wobei sie zum Beispiel von Kunden oder Regulierungsbehörden beeinflusst wird. Tatsächlich sind es jedoch einzelne Personen, die das Verhalten eines Unternehmens prägen – und die können einen ganz anderen „Risiko-Appetit“ an den Tag legen. Wir haben das im Bankensektor erlebt, wo ein Einzelner extrem riskant, sogar kriminell handeln kann, was zu erheblichen finanziellen Verlusten führen kann.

Wie können Unternehmen sicherstellen, dass alle Mitarbeitenden angemessen mit Risiken umgehen?

Ein gutes Risikomanagement sollte in die Managementsysteme einer Organisation integriert werden. Wir nennen das Enterprise Risk Management (ERM). Sie brauchen einen Ansatz für die Entscheidungsfindung, bei dem die Entscheidungen nicht in Silos, sondern ganzheitlich getroffen werden. Einzelne Personen arbeiten an Projekten oder in Abteilungen, aber die Organisation ist miteinander verbunden, und das ERM-System muss dem Rechnung tragen. Nehmen Sie ein einzelnes Projekt im Unternehmen, das beim Risikomanagement einen bestimmten Ansatz verfolgt. Dieser Ansatz würde ganz anders aussehen, wenn derselbe Lieferant wichtige Teile für ein Dutzend anderer Projekte im gesamten Unternehmen liefert.

Regierungen und Öffentlichkeit haben Unternehmen heute genau im Blick. Müssen sie ihren Umgang mit Risiken besser kommunizieren?

Transparenz ist eine Grundvoraussetzung für ein starkes Risikomanagement. Einige der besten Beispiele dafür kommen aus sicherheitskritischen Branchen wie der Nuklear- und Chemiebranche. Diese verfügen über strenge Verfahren und pflegen eine Kultur, in der sie ständig versuchen, aus Fehlern zu lernen und die Lehren weiterzugeben, damit sie sich nicht wiederholen. Luft- und Raumfahrtunternehmen veröffentlichen beispielsweise Einzelheiten über Zwischenfälle, damit die gesamte Branche von den gewonnenen Erkenntnissen profitiert. Andere Industriezweige wie der Finanzdienstleistungssektor könnten diesem Beispiel folgen.

Vogelperspektive einer Gruppe von Menschen, die über einen lila Boden gehen

Welche Rolle spielen neue Technologien für das Risikomanagement?

Technologien bringen eigene Risiken mit sich, etwa eine erhöhte Anfälligkeit für Cyberangriffe. Sie können aber auch zu einem besseren Risikomanagement beitragen. Im Kern geht es beim Risikomanagement um Entscheidungen. Digitale Technologien geben Ihnen bessere Daten an die Hand und bessere Werkzeuge – wie KI und maschinelles Lernen –, um daraus Informationen zu gewinnen, die eine effektive Entscheidungsfindung unterstützen.

Wie kann ein CEO das Risikomanagement in seinem Unternehmen verbessern?

Er soll nie vergessen, dass es beim Risikomanagement um Menschen und Kultur geht. Mitarbeitende sollten das Risiko-Verständnis als Teil von Entscheidungsprozessen begreifen. Es reicht nicht, einen Chief Risk Officer zu haben. Es braucht eine Risikomanagement-Einheit mit Moderatoren, Mentoren und Managern. Die können anderen Mitarbeitenden helfen, die Kultur zu entwickeln, die sie zur Risiko-Bewältigung brauchen.

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