Nachhaltigkeit

Der Massenbilanzansatz bei alternativen Rohstoffen 

Auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft setzt BASF am Anfang der Wertschöpfungskette zunehmend recycelte oder nachwachsende Rohstoffe als Alternativen zu fossilen Ressourcen ein. Die alternativen Rohstoffe werden den Kundenprodukten über den Massenbilanzansatz zugerechnet. Das massenbilanzierte Produkt hat die gleichen Eigenschaften wie das herkömmliche Produkt – mit einem entscheidenden Unterschied: Alternative statt fossiler Rohstoffe im Produktionsverbund und ein geringerer CO2-Fußabdruck als das konventionelle BASF-Produkt. 

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Bewährte Methode für mehr Nachhaltigkeit in bestehender Infrastruktur


Beginnen wir mit dem folgenden Szenario: Eine Kundin wünscht sich ihr Produkt, zum Beispiel Kakao oder Holz, mit einem geringeren CO2-Fußabdruck. Sie sucht nach nachhaltigeren Alternativen zum herkömmlichen Produkt. Aufgrund der komplexen, vernetzten Verarbeitung und Infrastruktur ist es nicht wirtschaftlich, eine eigene Wertschöpfungskette für die nachhaltige Alternative aufzubauen.
Die Lösung: Der Massenbilanzansatz stellt sicher, dass der Anteil des nachhaltig angebauten Kakaos oder Holzes, der in diese Wertschöpfungskette eingebracht wird, den Kundenprodukten zugerechnet wird. Auch wenn sie nicht physisch das nachhaltige Material kauft, ist die Zertifizierung ein Nachweis für die entsprechende Nachhaltigkeitsleistung in der Wertschöpfungskette.

Der Massenbilanzansatz definiert die Regeln für die Zurechnung des Anteils der nachhaltigen Rohstoffe zum Endprodukt. In der Anfangsphase des Übergangs bietet er die Möglichkeit, nachhaltigere Produkte auf dem Markt zu differenzieren und die höheren Kosten für alternative Prozesse und Materialien unter Nutzung der bestehenden Infrastruktur zurückzugeben. 

Was zählt, ist, dass jemand eine nachhaltigere Alternative zum bestehenden Geschäft einführt. Wenn sich die Kunden entscheiden, ein Produkt zu kaufen, das bei gleichbleibend hoher Qualität einen Nachhaltigkeitsvorteil bietet, können sie zu einem höheren Anteil alternativer Rohstoffe beitragen. 

Die Vorteile des Massenbilanzansatzes

  • Der Anteil alternativer Rohstoffe in der BASF-Produktion steigt mit der Nachfrage
  • Der Einsatz von alternativen Rohstoffen in der BASF-Wertschöpfungskette reduziert den CO2-Fußabdruck der Produkte und den Bedarf an fossilen Rohstoffen für massenbilanzierte Produkte
  • Qualität, Leistung und Eigenschaften unserer Produkte bleiben im Vergleich zum konventionellen Zwilling gleich
  • Massenbilanzierte Produkte können wie konventionell hergestellte Materialien verarbeitet werden

Da es an Quoten oder Vorschriften fehlt, ist der Hauptantrieb der Transformation hin zu erneuerbaren Rohstoffen der Markt.

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Zwei Alternativen zu fossilen Rohstoffen:

Biomassenbilanz und ChemCycling®

Die chemische Industrie befindet sich in einer Rohstofftransformation. Während ein Großteil der chemischen Produktion immer noch auf fossilen Rohstoffen basiert, geht BASF voran, um unabhängiger von fossilen Ressourcen zu werden. Das Ziel: mehr nachwachsende und recycelte Rohstoffe in bestehenden Produktionsanlagen einsetzen. 

Der Biomassenbilanz- und der ChemCycling®-Ansatz von BASF sind aus einer einfachen Frage heraus entstanden: Wie können wir fossile Rohstoffe für Tausende von Produkten ersetzen, die im riesigen, komplexen Produktionsnetzwerk der BASF hergestellt werden? Die Lösung ist, alternative Rohstoffe neben den fossilen Rohstoffen zu einem so frühen Zeitpunkt in die Produktionskette einzuspeisen, dass die Endprodukte chemisch unverändert bleiben. Produkte, die als biomassenbilanziert oder Ccycled zertifiziert sind, bieten somit die gleiche Leistung und Qualität wie herkömmliche Produkte, mit dem zusätzlichen Vorteil eines geringeren CO2-Fußabdrucks und einem Beitrag zum Abfallrecycling. 

Ein pragmatischer Ansatz: Die Massenbilanz unterstützt den Übergang zu alternativen Rohstoffen

Zwei Steamcracker, die Synthesegasanlage und die Acrylsäureanlagen sind Kernelemente des Verbundes am Standort Ludwigshafen. Im Steamcracker wird Naphtha, ein langkettiger Kohlenwasserstoff, mit Hilfe von Wasserdampf in kleinere Moleküle aufgespalten. Diese Moleküle dienen als Bausteine für die nachfolgende Produktion. Dazu gehören beispielsweise Wasserstoff, Methan, Ethylen und Propylen, die hauptsächlich zu Kunststoffen, Lacken, Lösungsmitteln und Pflanzenschutzmitteln verarbeitet werden.

Die Anlagen stehen am Anfang zahlloser Wertschöpfungsketten, und ihre Produkte werden in weiteren Prozessschritten zu Tausenden von Handelsprodukten verarbeitet. Deshalb würde der Aufbau eines eigenen Produktionssystems für relativ kleine Mengen an recycelten oder nachwachsenden Rohstoffen einen riesigen ökologischen und wirtschaftlichen Fußabdruck hinterlassen und zusätzliche CO2-Emissionen verursachen.

Der Steamcracker ist das Herz des Chemieverbunds.

Die Massenbilanz bietet eine Lösung für die frühe Phase des Übergangs: Wir können verschiedene alternative Stoffe wie Biogas, Bio-Naphtha oder Pyrolyseöl an technisch sinnvollen Einspeisepunkten unserer integrierten chemischen Produktion einsetzen. Um alle möglichen Einsatzstoffe so effizient wie möglich zu nutzen, ist ein Massenbilanzmodell mit flexibler Rohstoffauswahl erforderlich.

Vernetzte Produktionsanlagen und hochgradig optimierte Prozesse stellen sicher, dass alle Materialien auf die effizienteste Weise genutzt werden. Und: Wir können die Mengen an alternativen Rohstoffen mit der steigenden Kundennachfrage nach massenbilanzierten Produkten skalieren und so die Transformation beschleunigen. 

 

Massenbilanz für eine nachhaltigere Wertschöpfungskette

Massenbilanzierte Produkte können von unseren Kunden in verschiedenen Branchen auf die gleiche Weise verarbeitet werden wie ihre konventionellen Pendants. Unser Portfolio an massebilanzierten Produkten umfasst mehr als 1.500 zertifizierte Produkte. Ihr Vorteil liegt in der Kombination von nachgewiesenen ökologischen Vorteilen bei unveränderten Produkteigenschaften.

 

Wie massenbilanzierte Produkte zur Nachhaltigkeit beitragen: 

Das Massenbilanzmodell ist in der internationalen Norm ISO 22095:2020 anerkannt, in der die Regeln für die Zuordnung von nachhaltigen Inputs zu Endprodukten festgelegt sind. Die massenbilanzierten Produkte von BASF erfüllen die Anforderungen der Zertifizierungssysteme REDcert2 und ISCC PLUS. Diese bescheinigen die korrekte Substitution von fossilen Ressourcen durch recycelte oder biobasierte Rohstoffe. Die Zertifizierung bestätigt somit die Nachhaltigkeitswirkung des Einsatzes alternativer Rohstoffe, auch wenn der alternative Rohstoff nicht in einem bestimmten Endprodukt des integrierten Produktionssystems nachgewiesen werden kann.

Biomassenbilanzierte und Ccycled®-Produkte von BASF bieten die gleichen chemischen Eigenschaften wie ihre konventionellen Pendants. Darüber hinaus tragen sie zur Einsparung konventioneller Ressourcen in der Wertschöpfungskette der BASF bei und können einen reduzierten CO2-Fußabdruck aufweisen. Der Product Carbon Footprint wird nach der Together for Sustainability (TfS) Leitlinie berechnet.

Um eine schnelle Integration kreislauffähiger Rohstoffe an verschiedenen Einspeisepunkten des komplexen Produktionssystems zu ermöglichen, ist die Massenbilanzmethode das am besten geeignete Modell für die so genannte „Chain of Custody“. Je flexibler die Zurechnungsmethode ist, desto flexibler ist die Wahl der neuen Rohstoffe und der Einspeisepunkte, und desto mehr Kundenindustrien können an dem Übergang weg von fossilen Rohstoffen teilnehmen. Diese Flexibilität umfasst nicht nur chemisch recycelte oder biobasierte Rohstoffe, sondern auch andere zirkuläre Rohstoffe, für die neue Investitionen erforderlich sind. Diese mehrstufige Transformation wäre durch restriktive Massenbilanzregeln gefährdet.

Die Standards für die Massenbilanz entwickeln sich weiter

Unabhängige Institute auditieren die Allokation, also die rechnerische Zuordnung, des nachhaltigen Rohstoffs zum Endprodukt. Allerdings werden bisher noch unterschiedliche Methoden, sogenannte Standards, für die Auditierung und Zertifizierung angewandt.

Info Icon

Wir engagieren uns in verschiedenen Stakeholder-Plattformen: 

  • Verbände wie z.B. Taskforces zu Massenbilanz bei CEFIC (European Chemical Industry Council) und PlasticsEurope
  • Zertifizierungssysteme wie z.B. die aktive Teilnahme/Mitgliedschaft bei führenden Systemgebern, wie ISCC (International Sustainability & Carbon Certification), REDcert und RSB (Roundtable on Sustainable Biomaterials)
  • Mitglied in verschiedenen Public-Private-Partnership Initiativen wie der Circular Plastics Alliance, die von der EU-Kommission initiiert wurde, und dem Green Deal der niederländischen Regierung
  • Normierung: Mitarbeit in verschiedenen Arbeitsgruppen wie ISO TC 308 (Lieferkette), ISO TC 323 (Kreislaufwirtschaft), ISO TC 207 (Umweltmanagement), ISO TC 61 (Kunststoffe)
Position of PlasticsEurope on the 2nd Reading of

Positionspapier PlasticsEurope

Laden Sie das Positionspapier "Mass balance approach to accelerate the use of renewable feedstocks in chemical processes" von PlasticsEurope hier herunter (auf Englisch)

Mass-Balance-White-Paper-2020.pdf

Whitepaper Ellen MacArthur Foundation

Laden Sie das Whitepaper "Enabling a circular economy for chemicals with the mass balance approach" der Mitglieder des Ellen MacArthur Foundation-Netzwerks hier herunter (auf Englisch)
BASF_Mass_Balance_Factsheet.pdf

Informationsbroschüre Massenbilanzansatz

Laden Sie die Informationsbroschüre "Mass Balance Approach - Driving Circularity in Chemical Production" hier herunter (auf Englisch)