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Wir brauchen ein neues Mindset
Talke Schaffrannek ist Director of Circular Economy bei BASF in Ludwigshafen. In Creating Chemistry erläutert sie, welche Rolle mineralische Rohstoffe für BASF spielen und wie der Weg zur Kreislaufwirtschaft gelingen kann.
Rohstoffe sind der Ausgangspunkt unserer Wertschöpfung, und es ist unser Ziel, sie effizient und verantwortungsvoll zu nutzen. Wir beziehen eine Vielzahl mineralischer Rohstoffe wie Palladium, Kobalt oder Lithium, die wir etwa für die Herstellung von Fahrzeug- und Prozesskatalysatoren oder zur Produktion von Batteriematerialien einsetzen. Natürlich sind uns die Herausforderungen in der Lieferkette bewusst – daher ist die verantwortungsvolle Beschaffung von mineralischen Rohstoffen für uns besonders wichtig. Bei der Auswahl von Lieferanten und Rohstoffen berücksichtigen wir wirtschaftliche, ökologische und soziale Kriterien sowie Produkt- und Versorgungssicherheit.
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Vor ihrer Rolle als Director of Circular Economy war Talke Schaffrannek in den Aufgabenbereichen angewandte Nachhaltigkeit, Geschäftsentwicklung in Asien, Diversity und Inclusion sowie Produktmanagement tätig. In ihrer Freizeit ist sie Vorsitzende eines Vereins, der sich u. a. für die Stärkung von Frauen in Nigeria einsetzt.
Ressourcenknappheit: Mineralien im Kreislauf halten
Wir verfolgen einen spezifischen Ansatz zur Sorgfaltspflicht und streben eine Drittverifizierung unserer Lieferketten durch unabhängige Industriestandards wie die Responsible Minerals Initiative an. Außerdem arbeiten wir mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zusammen, die sich auf nachhaltige Praktiken im handwerklichen Bergbau konzentriert. Und wir fördern die verantwortungsvolle Rohstoffbeschaffung durch Industrieinitiativen und NGO-Dialoge. Gleichzeitig verbessern wir kontinuierlich unsere Produkte und Prozesse, um den Einsatz mineralischer Rohstoffe zu minimieren. Mit der neuen Strategie für die grüne Transformation unterstreicht BASF die Bedeutung von mehr Kreislaufwirtschaft und weniger Emissionen. Um Mineralien im Kreislauf zu halten und somit die Ausbeutung natürlicher Ressourcen zu verlangsamen, setzen wir auf Recycling. Zum Beispiel treiben wir innovative Technologien zur Rückgewinnung von Metallen wie Lithium, Nickel, Kobalt und Mangan aus alten Lithium-Ionen-Batterien voran. Außerdem gewinnen wir Metalle aus gebrauchten Automobil- und Industriekatalysatoren zurück.
Um Mineralien im Kreislauf zu halten, setzen wir auf Recycling.“
Hier geht's rund
Bis zum Jahr 2030 wollen wir den Umsatz mit Lösungen für die Kreislaufwirtschaft von aktuell 5 Milliarden auf 10 Milliarden Euro erhöhen. Kreislauflösungen umfassen Produkte, die auf nachwachsenden oder recycelten Rohstoffen basieren oder den Recyclingprozess unterstützen („close the loop“), sowie Produkte, die die Lebensdauer von Materialien verlängern („extend the loop“). Dafür arbeiten BASF-Teams an aktuell mehr als 50 Kreislauflösungen in den drei Bereichen zirkuläre Rohstoffe, neue Materialkreisläufe und neue Geschäftsmodelle. Ein Beispiel für zirkuläre Rohstoffe ist Pyrolyseöl, das aus alten Reifen oder gemischten Kunststoffabfällen gewonnen wird. Dieses Öl speisen wir am Anfang der Wertschöpfungskette in unsere Produktion ein. Dann wird der Anteil des recycelten Rohstoffs einem Produkt, etwa einem Kunststoff für Autoteile oder Outdoor-Textilien, zugeordnet. Die recycelten Rohstoffe und die Zuordnung zu unseren Endprodukten entsprechen den Anforderungen von Massenbilanz-Zertifizierungen und werden von unabhängigen Dritten geprüft.
Mit dem loopamid®-Projekt haben wir eine neuartige Textil-zu-Textil-Recyclinglösung für nylonhaltige Textilien entwickelt und damit einen neuen Materialkreislauf initiiert. Zusammen mit unserem Partner Inditex konnten wir eine Jacke herstellen, die vollständig aus Kleidungs-Textilabfällen besteht und 2024 von Zara auf den Markt gebracht wurde.
Neue alte Fasern
Ein chemisches Recyclingverfahren ermöglicht es, aus alten Kleidungsstücken loopamid® zu produzieren, einen Ausgangsstoff für neue Polyamid-Fasern. Aus diesen lassen sich neue, 100 % zirkuläre Kleidungsstücke herstellen.
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Schritt 1
Kleidung wird sortiert und geschreddert.
Schritt 5
loopamid® ist der Ausgangsstoff für neue Polyamid 6-Fasern. Der Grundstoff für neue, 100 % zirkuläre Kleidungsstücke.
Schritt 2
Die Kleidungsschnipsel werden in ihre chemischen Ausgangsstoffe umgewandelt (Depolymerisation).
Schritt 3
Es folgen Reinigungsschritte, da noch Verunreinigungen und Nebenprodukte enthalten sein können. Das Resultat: chemische Bausteine (Monomere) in hoher Reinheit.
Schritt 4
Die Monomere werden wieder in reines Polyamid 6 umgewandelt (Polymerisation). Es entsteht loopamid®.
Sortieren im Handumdrehen
Ein neues Geschäftsmodell ist die mobile Nahinfrarot-Spektroskopie-Lösung zur Identifizierung von Kunststoffen für eine einfachere Abfallsortierung. Mit einem tragbaren Handgerät können verschiedene Kunststoffe präzise bestimmt und somit sortiert werden. Die Lösung wurde von der BASF-Tochter trinamiX entwickelt, um einen sauberen Kunststoffabfallstrom in Recyclinganlagen zu gewährleisten, und kombiniert mobile Hardware, Datenanalyse sowie Materialexpertise.
All dies sind wichtige Schritte in die richtige Richtung. Aber die erfolgreiche Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft ist nur möglich, wenn wir zusammen mit Partnern in den verschiedenen Industrien neue Wirtschaftssysteme aufbauen. Dafür brauchen wir ein neues Mindset – vom Denken in Wertschöpfungsketten hin zum Handeln in Wertschöpfungskreisläufen.