„Kreislaufwirtschaft bedeutet für BASF, nicht nur Materialien und Produktionsprozesse neu zu denken, sondern auch die eigene Rolle in der Wertschöpfungskette“, sagt Talke Schaffrannek.
„Um auf eine Kreislaufwirtschaft umzustellen, müssen wir nicht nur unsere Sichtweise auf Produkte, sondern auf unser Geschäft insgesamt ändern. Das kann zum Beispiel heißen, dass wir in der Wertschöpfungskette nicht nur Produkte liefern, sondern auch Lösungen für das Recycling anbieten und Services ausbauen. So können wir Wachstum und Ressourcenverbrauch entkoppeln.
Wir tragen außerdem bereits in der Entwicklungsphase von Produkten dazu bei, dass bei ihrer Herstellung weniger Materialien benötigt werden, sie länger haltbar oder leichter zu recyceln sind. Wir übernehmen über den gesamten Lebenszyklus hinweg Verantwortung für unsere Produkte und schließen Kreisläufe mit organischem, mechanischem und chemischem Recycling.
Darüber hinaus ersetzen wir fossile Rohstoffe in unseren Ausgangsmaterialien durch erneuerbare oder recycelte Rohstoffe – wie Pyrolyseöl aus Kunststoffabfällen oder Reifen, die ansonsten verbrannt würden. Um den Wandel voranzutreiben, arbeiten wir auch an digitalen Lösungen, mit denen sich der Weg von Materialien nachverfolgen lässt und ihre Sammlung und Sortierung wirtschaftlich sinnvoll organisiert werden kann.
Wenn ein Konzept zusammenfasst, was wir als Nächstes brauchen, dann ist es ein Denken in Systemen. Wir stehen beim Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft am Anfang. Jede Branche muss nicht nur ihr eigenes Geschäft überdenken, sondern auch, mit wem sie zusammenarbeitet und auf welche Weise.“
Kreisläufe von BASF
Erneuerbar | Biomassenbilanz-Ansatz
Der Biomassenbilanz-Ansatz funktioniert innerhalb bestehender Wertschöpfungsketten und ermöglicht BASF einen schnellen Umstieg von fossilen auf nachwachsende Ressourcen. Bio-Naphtha und Biogas werden aus organischen Abfällen gewonnen und dienen als Ausgangsmaterial in den ersten Stufen der Produktion.
Viele Produkte, darunter Dämmstoffe, Hygieneprodukte sowie Kunststoffe, lassen sich so herstellen. Die Menge des biobasierten Ausgangsmaterials wird jedem Produkt nach einer zertifizierten Methode zugeordnet.
Wiederverwendung | Windkraftanlagen
Die Rotorblätter einer Windkraftanlage bestehen in der Regel aus einem robusten Verbundwerkstoff mit Verstärkungsfasern, die sich nur schwer wieder voneinander trennen lassen. Deswegen ist eine Reparatur oder Wiederverwertung solcher Rotorblätter schwierig.
Im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Forschungsverbunds VITRIMAT arbeitet BASF an einem Material, das in einem chemischen Verfahren auf kontrollierte Weise weich gemacht und anschließend wieder in einen festen und stabilen Zustand zurückversetzt werden kann. Dadurch könnte es wiederverwendet, umgeformt, repariert oder recycelt werden.
Recycling | Lithium-Ionen-Batterien
Im Jahr 2030 werden über 1,5 Millionen Tonnen Batteriezellen von Elektrofahrzeugen entsorgt werden müssen. Diese enthalten wertvolle Ressourcen wie Lithium, Kobalt und Nickel.
BASF investiert in Batterierecycling, damit diese Rohstoffe zurückgewonnen und wiederaufbereitet werden können, und ist Teil der von der Industrie angeführten Global Battery Alliance, die sich für Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette einsetzt.
Reduzieren und recyceln | Kaffeebecher
Lebensmittel- und Getränkeverpackungen wie etwa Einweg-Kaffeebecher bestehen häufig aus polymerbeschichtetem Papier. Die Beschichtung macht den Becher auslaufsicher. Aber da seine beiden Werkstoffe miteinander verbunden sind, lässt er sich nur schwer recyceln. Die beiden Materialien müssen getrennt und die Polymerschicht muss entsorgt werden. Dabei werden auch einige Papierfasern mit entsorgt. BASF hat Joncryl® HPB entwickelt, eine heißsiegelfähige Flüssigpolymer-Barriere auf Wasserbasis. Diese kann von bestehenden Systemen eingesetzt werden, um auslaufsichere Verpackungen herzustellen. Vielerorts können die Papierfasern dieser Verpackungen nach dem Gebrauch leicht zurückgewonnen und recycelt werden.
Drei Recyclingverfahren
Vom Plastikmüll zum neuen Produkt
Kunststoffe bieten vielerlei Nutzen, zum Beispiel verhindern sie in Form von Verpackungen den Verderb von Nahrungsmitteln, machen Autos leichter und dämmen Häuser. Kunststoffabfälle sind jedoch zu einer globalen Herausforderung geworden. Global fallen jährlich etwa 250 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Davon werden nur rund 20 Prozent recycelt und im Stoffkreislauf gehalten. Ziel sollte daher sein, insgesamt mehr Kunststoffabfälle zu recyceln. Diese Herausforderung zu lösen und eine umfassende Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe aufzubauen, erfordert Innovationen und gemeinsame Anstrengungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. BASF wird ihren Beitrag unter anderem durch die Entwicklung innovativer Technologien und Produkte leisten, die das Recycling von Kunststoffen fördern.
Mechanisches Recycling | Kunststoffsortierung und PET-Recycling
Das mechanische Recycling ist ein wesentlicher Bestandteil der Kreislaufwirtschaft. In Nordamerika stellt BASF das thermoplastische Polyester Petra® her, das aus gebrauchten und industriellen PET-Abfällen gewonnen wird. Damit das Verfahren gut funktioniert, muss das gesamte Material von gleichem Typ sein. Die BASF-Tochter trinamiX bietet eine mobile Nahinfrarotspektroskopie-Lösung an, die eine schnelle Identifizierung verschiedener Kunststoffarten vor Ort ermöglicht. Sobald diese sortiert sind, können sie gereinigt, geschreddert und zu neuen Kunststoffprodukten verarbeitet werden.
Depolymerisation | Recycling von Matratzen
Was geschieht mit alten Matratzen, die als Sperrmüll an der Straße stehen? Oft enden sie auf der Müllkippe oder werden verbrannt. Stattdessen kann durch Depolymerisation aus dem alten Polyurethanschaum Schaumstoff für neue Matratzen erzeugt werden. BASF zerlegt das Material in seine Bausteine, sogenannte Monomere. Aus diesen werden anschließend wieder Polymere aufgebaut. Die alten Matratzen liefern so das Ausgangsmaterial für die neuen, sodass weniger fossile Rohstoffe eingesetzt werden.
Pyrolyse | Waste-2-Chemicals
Im nigerianischen Lagos landet der Plastikmüll oft auf der Straße oder im Meer. Waste-2-Chemicals ist ein Projekt von BASF Nigeria mit Sozialunternehmern, die Kunststoffabfälle sammeln. In einem thermochemischen Verfahren wird der Kunststoffmüll in Pyrolyseöl umgewandelt. Das Öl ähnelt Naphtha und kann von der chemischen Industrie als Ausgangsstoff für die Herstellung neuer Produkte verwendet werden, die die gleichen Eigenschaften aufweisen wie konventionell hergestellte Produkte. Bei der Pyrolyse ist der Energiebedarf höher als bei der Depolymerisation, doch es können gemischte Kunststoffabfälle recycelt werden. Sie kann auch ressourcenschonend sein: Ein kleiner Teil des Abfalls wird zu Gas pyrolysiert, das die Energie für den Prozess liefert. In Europa setzt BASF Pyrolyseöl als Ausgangsstoff in seinem ChemCycling™ Projekt ein.