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Bessere Landwirtschaft
Seit Jahrhunderten pflügen Bauern den Boden, um das Feld von Unkraut und Resten der alten Ernte zu befreien, bevor sie für die neue Anbausaison anpflanzen. Aber Jake Freestone, ein britischer Landwirt im Westen Englands, praktiziert stattdessen etwas, das man pfluglose Bodenbearbeitung nennt. Der Boden wird dabei nicht bearbeitet, sodass seine organische Substanz und seine Nährstoffe intakt bleiben. Die Rückstände der Vorkultur dienen als Abdeckung, um die Feuchtigkeit im Boden zu halten. Für Freestone liegen die Vorteile auf der Hand. „Wir sind hier erosionsgefährdet“, sagt er. „Indem wir den Boden nicht aufwühlen, haben wir eine stabilere Oberfläche geschaffen, die mehr Wasser aufnimmt. Der Boden ist gut strukturiert und wir erzielen gute Erträge.“
Pfluglose Bodenbearbeitung ist eine von vielen neuen Ideen, die Landwirte testen, um die Produktivität zu steigern. Sie stehen vor einer großen Herausforderung: Um den Ernährungsbedarf der Weltbevölkerung im Jahr 2050 zu decken, müssen wir die globale Nahrungsmittelproduktion gegenüber 2013 um 50 Prozent steigern, so die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Die Rodung von Wäldern zur Schaffung zusätzlicher Nutzflächen ist kontraproduktiv, da die Entwaldung zu den Hauptursachen der globalen Erwärmung gehört. Daher müssen wir auf den bestehenden Anbauflächen mehr anbauen, ohne die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu vergrößern.
Dieser Ansatz wird als nachhaltige Intensivierung bezeichnet. Es gibt viele Möglichkeiten, dies zu erreichen. Was in den USA funktioniert, ist in Malawi vielleicht nicht relevant. Aber alle Bauern haben die gleichen grundlegenden Ressourcen: Boden, Saatgut, Wasser, Pflanzen und Vieh. Eine nachhaltige Intensivierung erfordert, dass die Landwirte so intelligent wie möglich mit diesen Ressourcen umgehen.
Gezielter dosieren
Tausende Kilometer vom landwirtschaftlichen Betrieb von Freestone entfernt stehen die Landwirte in Afrika südlich der Sahara vor großen Herausforderungen beim Anbau von Nutzpflanzen auf ausgelaugtem Land, ohne die Mittel, in ausreichend Dünger zu investieren. Hier haben sie die Mikrodosierung ausprobiert, eine Möglichkeit, Düngemittel effizienter einzusetzen, indem kleine Mengen direkt in das Saatloch eingebracht werden. Sie benötigt nur ein Zehntel des üblicherweise verwendeten Düngers. Als die Methode zwischen 2009 und 2012 von 25.000 Bauern in Mali, Niger und Burkina Faso erprobt wurde, stiegen die Erträge von Sorghumhirse und anderen Hirsesorten um bis zu 120 Prozent.
Die Mikrodosierung ist sehr arbeitsintensiv, aber das Prinzip, Düngemittel effizienter einzusetzen, ist ein wichtiger Teil der Lösung. „Eine höhere Nährstoffaufnahme der Pflanzen wird den Einsatz von Dünger verbessern, den Ertrag steigern und die Emissionen in die Umwelt reduzieren“, sagt Julia Harnal, Vice President Sustainability im Unternehmensbereich Agricultural Solutions bei BASF, Limburgerhof. „Das haben wir mit Limus® geschafft. Der Düngemittelzusatz blockiert spezifische Enzyme im Boden, die die Verfügbarkeit von Stickstoff für die Pflanze beeinträchtigen. Mehr Stickstoff in kritischen Wachstumsphasen führt zu besseren Erträgen.“
Robusteres Saatgut
Eine bessere Landwirtschaft fängt schon beim Saatgut an. Seit den Ursprüngen der Landwirtschaft züchten wir Pflanzen selektiv. Heute entwickeln sich unsere Möglichkeiten, Pflanzen mit spezifischen Eigenschaften zu produzieren, schnell weiter. Die revolutionäre Genome-Editing-Technologie CRISPR/ Cas9 wird die Anpassung des Saatguts noch präziser machen. „Das macht es einfach, Gene einund aus zuschalten“, sagt Tim Searchinger, Senior Fellow am World Resources Institute in Washington DC/USA. „Das hat großes Potenzial. Wenn man weiß, welches Gen für eine Toleranz gegen Dürre bei einer Kultur verantwortlich ist, gibt das Aufschluss darüber, was man bei einer anderen Kultur tun kann.“
Aber selbst mit dem besten Saatgut muss man sich dennoch um alle Kulturen kümmern, vor allem müssen sie vor Schädlingen und Krankheiten geschützt werden. Auf dem Bauernhof von Freestone in England hat eine biologische Form der Schädlingskontrolle – Käferbänke – gute Ergebnisse erzielt. „Für größere Felder schaffen wir in der Mitte einen Erdwall, der Lebensraum und Nahrung für Insekten, Spinnen und Vögel bietet. Diese natürlichen Feinde helfen, Schädlinge in der Kultur zu kontrollieren“, erläutert Freestone.
Was ist nachhaltige Landwirtschaft?
Definition
Nachhaltige Landwirtschaft bedeutet, unsere heutigen Bedürfnisse so zu befriedigen, dass auch zukünftige Generationen noch dazu in der Lage sein werden. Dazu gehört, sichere und nahrhafte Lebensmittel in ausreichender Menge für eine wachsende Bevölkerung zu einem erschwinglichen Preis anzubieten. Und zwar so, dass es für Landwirte rentabel ist und möglichst geringe negative Auswirkungen auf die Umwelt hat.
Ansätze
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dieses Gleichgewicht zu erreichen, von der ökologischen bis zur nachhaltig intensivierten Landwirtschaft. Bei allen nachhaltigen Anbausystemen sollte den Landwirten eine Vielzahl innovativer Technologien, Lösungen und Fachwissen zur Verfügung stehen. Nur so können weiterhin die von der Gesellschaft benötigten Lebensmittel auf eine Weise produziert werden, die sicher für den Landwirt, sicher für die Umwelt und sicher für den Verbraucher ist.
„Es geht darum, die landwirtschaftliche Produktivität zu steigern, indem knappe Ressourcen effizient eingesetzt werden“, erläutert Julia Harnal, Vice President Sustainability im Unternehmensbereich Agricultural Solutions bei BASF, Limburgerhof. „Wir brauchen dafür so viele Werkzeuge wie möglich. Mit innovativen Saatgut und Pflanzenschutzprodukten sowie neuen digitalen Technologien können wir auf weniger Fläche mehr Nahrungsmittel mit weniger Wasser und anderen Betriebsmitteln anbauen. Das ist meine Definition von nachhaltiger Landwirtschaft.“
Natürliche Feinde zu stärken ist Bestandteil des integrierten Pflanzenschutzes. Diese Praxis umfasst zahlreiche Methoden und Techniken, die zur Schädlingskontrolle eingesetzt werden können. Sie ermöglicht den Landwirten, die besten verfügbaren Optionen zu nutzen, um hohe Erträge und geringe Auswirkungen auf die Umwelt miteinander in Einklang zu bringen. In Afrika verwenden einige Bauern zur Bekämpfung des Herbst-Heerwurms Push-Pull-Technologien. Das bedeutet, dass eine Pflanze, die den Schädling abwehrt, zwischen dem Mais angebaut wird, während eine Randbepflanzung mit einer anderen Art vorgenommen wird, die ihn anzieht und fängt. Es handelt sich um einen Low-Input-Ansatz, aber er braucht Zeit. Pflanzenschutzmittel haben daher noch immer einen Platz im Werkzeugkasten. Heute müssen sie immer strengere Vorschriften einhalten. „Der Wirkstoff muss für den Schädling giftig sein und gleichzeitig mehr oder weniger harmlos für alles andere“, erklärt Harnal. Das neue Fungizid Revysol® von BASF wurde unter Berücksichtigung dieser Anforderungen entwickelt. Mehr dazu erfahren Sie in „Die Wissenschaft dahinter“.
Geringerer Fußabdruck für Nutztiere
Wie sieht es bei Nutztieren aus? Die Nachfrage nach Rindfleisch und Milchprodukten steigt weltweit, aber Kühe sind eine bedeutende Emissionsquelle für Methan, ein starkes Treibhausgas. Für 65 Prozent der Treibhausgasemissionen aus der Viehzucht sind Rinder verantwortlich.
Die Verwendung besserer Futtermittel kann das bei der Verdauung entstehende Methan reduzieren.
Forscher der University of California in den USA haben herausgefunden, dass Rinderfutter mit 1 Prozent Algenanteil die Methanproduktion um bis zu 60 Prozent reduziert.
Für andere Tiere wie Hühner, Schweine und Fische ist die Verwendung von Insekten als Futtermittel vielversprechend. Insekten können effizient auf Abfallstoffen aufgezogen werden und sind proteinreich.
Versuche haben zu positiven Ergebnissen geführt; die Herausforderung besteht darin, die Produktion so zu vergrößern, dass sie wettbewerbsfähig ist.
Der Anbau von Lebensmitteln muss nicht nur produktiver und nachhaltiger, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sein. Landwirte haben ein persönliches Interesse daran, die Erträge zu steigern, ohne ihre Ressourcen zu erschöpfen. Sie werden innovative Instrumente und Techniken einsetzen, die ihnen dabei helfen können.
Eine wachsende Herausforderung
Um die zusätzlichen Milliarden Menschen zu ernähren, die bis 2050 voraussichtlich auf dem Planeten leben werden, müssen wir Wege finden, den Ertrag der verfügbaren Flächen zu steigern.
Blick in die Zukunft der Landwirtschaft
Digitale Technologien sind im Agrarsektor angekommen. Sensoren, Smartphones, Drohnen und Roboter sind auf dem landwirtschaftlichen Betrieb heute fast so verbreitet wie Mist und Dünger. Maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz und große Datenmengen helfen Landwirten, die Erträge zu steigern und die Nachhaltigkeit in jeder Phase des Anbauzyklus, von der Aussaat bis zur Ernte, zu verbessern. Dennoch ist es weiterhin der Mensch, der in der Landwirtschaft mit digitalen Technologien schneller fundierte Entscheidungen trifft. Klicken Sie auf die Symbole, um mehr zu erfahren.