Binnenschiff
Wenn die sprichwörtliche „Handbreit Wasser unterm Kiel“ der Binnenschiffe in Gefahr gerät, steht der BASF-Standort Ludwigshafen vor ganz besonderen Herausforderungen: Das Binnenschiff trägt wesentlich dazu bei, den Standort Ludwigshafen mit Rohstoffen zu versorgen. Konkret heißt das: Jeden Tag gehen im Durchschnitt 12 Binnenschiffe an den BASF-Häfen vor Anker, rund drei Viertel davon beladen mit Rohstoffen. Das Binnenschiff verbindet den Standort Ludwigshafen darüber hinaus auch mit den Überseehäfen Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen, kurz ARA. „Für den Standort Ludwigshafen gilt der Rheinpegel bei Kaub am Mittelrhein als Leitmarke. Hier ist die flachste Stelle des Rheins, die – eingebettet in felsigen Untergrund – ein Schiff zwischen der Nordsee und dem Oberrhein passieren muss“, sagt Dieter Mehrle, Barging Services Europe. Fällt dort der für die Schiffsbeladung relevante Wasserstand auf einen Wert von unter 160 Zentimetern, herrscht bereits Niedrigwasser. Für das Binnenschiff bedeutet das, Ladung reduzieren. Je nach Grad des Niedrigwassers müssen nun für die gleiche Ladekapazität mehr Schiffe eingesetzt werden – eine Situation, die die Reedereien und die BASF-Ladekoordination gleichermaßen vor Herausforderungen stellte.
Zum Zeitpunkt des niedrigsten Pegelstandes im November 2018 seien schließlich nur noch sehr wenige niedrigwassertaugliche Schiffe in der Lage gewesen, die BASF-Häfen anzusteuern, so Mehrle.
Eisenbahnlogistik
Wenn die Ladekapazität der Binnenschiffe zurückgeht, ist als Erstes die Bahn gefragt. Eine große Herausforderung für die BASF-Bahnlogistik, da der freie Markt sehr schnell auf Veränderungen durch Niedrigwasser reagiert – Kesselwagen und Transportkapazitäten werden knapp. In 2018 kam es zusätzlich zu geplanten und nicht geplanten Fabrikrevisionen, sodass zusätzliche Mengen für die Rohstoffversorgung über die Bahn transportiert werden mussten. Die Bahnlogistiker besprachen sich ab Oktober 2018 in täglichen Telefonkonferenzen mit allen Beteiligten, welche Rohstoffe störungsfrei über die Schiene nach Ludwigshafen gebracht werden sollten. Die Aufgabe ist es in solchen Situationen, die knappen Ressourcen bedarfsgerecht zur Aufrechterhaltung der Wertschöpfungsketten am Standort einzusetzen. Hierzu gehört das Bereitstellen von ausreichend Kesselwagen, die werksinterne Zuführung an die Ladestellen und der externe Transport.
„Es waren intensive Monate, da das Niedrigwasser unerwartet lange andauerte. Es mussten starke Kürzungen vorgenommen und Kesselwagen im ‚Koordinationskreis Verbund‘ zugeteilt werden. Ohne die Motivation und das enge Zusammenrücken der BASF-Mannschaften wäre es nicht möglich gewesen, diese Herausforderungen zu meistern“, sagen Peter Rösner und Gerd Fischer nicht ohne Stolz: „Von den physischen über die administrativen Logistikeinheiten und dem Frachteneinkauf in enger Zusammenarbeit mit den Geschäftseinheiten haben alle großartige Arbeit geleistet.“
LKW- und Intermodalverkehr
Dass bei Naturereignissen wie dem Niedrigwasser alle Verkehrsträger für die Versorgung des Werks gleichsam wichtig sind, zeigt ein Blick auf den Lkw- und Intermodalverkehr.
Auch wenn der Lkw – im Gegensatz zu seiner Bedeutung als wichtigster Verkehrsträger in der Absatzlogistik – bei der Rohstoffversorgung des Werks eine untergeordnete Rolle spielt, hatte er bei der Bewältigung der Niedrigwasserphase 2018 einen bedeutenden Anteil: Ab Mitte Oktober steuerten die Ladestellen-Feinplaner des Transport Management Surface Bulk Europe-Teams beispielsweise über 65 angemietete Tankcontainer, die im Rundlauf über Straße und kombinierten Verkehr die Versorgung des Werks unterstützen. „Der Landverkehr ist sehr beweglich und kann sich kurzfristig auf verändernde Situationen einstellen“, sagt Teamleiter Dirk Wagner. Dadurch wurden die internen Lkw-Logistikexperten während des Niedrigwassers zum beachteten Partner bei den Versorgungsplanungen. „Viele Kollegen haben gesehen, dass wir mit einem Transportvolumen von rund 8000 Tonnen einen wichtigen Beitrag zur Standortversorgung geleistet haben – das macht uns stolz“, sagt Wagner.