Marianela Rodriguez-Carres ist in Panama geboren und aufgewachsen. Sie stammt aus einer Familie von Agronomen und Landwirten, und kranke Kartoffeln auf dem Acker ihres Vaters brachten sie zum Studium der Pflanzenpathologie. Pflanzenpathologie befasst sich mit Schäden an Pflanzen, die durch Parasiten oder bakterielle und pilzliche Krankheitserreger ausgelöst werden. Heute leitet Marianela die Forschungs- und Entwicklungspipeline für Sojasaatgut bei BASF und die kleinen Fadenwürmer, sogenannte Nematoden, beschäftigen sie mehr denn je.
Nematoden sind mikroskopisch kleine Fadenwürmer, die sich unter der Erde von den Wurzeln der Pflanzen ernähren und der Pflanze Nährstoffe entziehen, die in die Protein- und Ertragsbildung fließen könnten. Für Bauern der pure Horror. Im Folgenden erfahren wir mehr über Marianelas Arbeit und darüber, wie NemasphereTM hilft, den Ertrag der Sojabohnenproduktion zu steigern.
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Nematoden haben mein Interesse an der Wissenschaft geweckt. Ich bin im bergigen Hochland von Panama aufgewachsen, wo wir auf unserem Bauernhof neben anderem Gemüse auch Kartoffeln anbauten. Als ich etwa acht Jahre alt war, hatte mein Vater Probleme mit Krankheiten bei seinen Kartoffeln auf den Feldern. Es gab eine Stelle, die er nicht richtig bearbeiten konnte, und er begann, verschiedene Kartoffelsorten zu testen. Das war für mich einfach faszinierend: die Tatsache, dass verschiedene Kartoffelsorten unterschiedliche Krankheitsresistenzen aufweisen können. Er hatte diese sehr kranken Pflanzen und direkt daneben standen Pflanzen, die wirklich gut aussahen. Ich weiß noch, dass ich dachte: „Was ist da los?“ Später fand ich heraus, dass es diese winzigen Würmer namens Nematoden gab, die sich tatsächlich von diesen Pflanzen ernährten und Krankheitsherde verursachten. Diese Kartoffeln hatten genau das gleiche Problem, das BASF heute mit NemasphereTM für Sojabohnenanbauer löst. Für mich schließt sich hier also definitiv der Kreis.
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Welche Rolle hast du bei der Entwicklung von NemasphereTM gespielt?
Die Entwicklung eines biotechnologischen Merkmals dauert mehr als 16 Jahre, d. h. dieses Projekt hat vor langer Zeit begonnen, und viele unserer Experten und Expertinnen aus den Bereichen Forschung, Regulierung und Projektmanagement haben daran gearbeitet.
Einer meiner wichtigsten Beiträge bestand darin einen Weg zu finden, wie man diese neue Technologie mit anderen Anforderungen kombiniert, die für ein widerstandsfähiges Saatgut erforderlich sind. Im Wesentlichen muss das Saatgut gegen Nematoden resistent sein, aber es muss auch viele andere genetische Merkmale aufweisen, die durch Züchtung zusammengeführt werden, wie z. B. Herbizid- und Krankheitstoleranz, und all diese Elemente müssen zum richtigen Zeitpunkt zusammenkommen.
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Was ist das Besondere an NemasphereTM?
Es gibt heute einige Möglichkeiten, Nematoden zu bekämpfen, aber keine der Chemikalien bietet eine ganzjährige Kontrolle. Im Vergleich zu Standardanwendungen fällt die Ernte mit der Nemasphere™-Technologie durchschnittlich um 8 Prozent höher aus. An Standorten mit starkem Nematodenbefall können Landwirte ihre Ernte sogar noch weiter steigern.
Das ist ein toller Erfolg. Wir sollten uns vor Augen führen, das Nematoden Berichten zufolge im Sojaanbau jedes Jahr allein in den USA Schäden Höhe von über 1,5 Milliarden US-Dollar verursachen. NemasphereTM ist die erste biotechnologische Lösung für den schlimmsten Krankheitserreger in der Sojabohnenproduktion in den USA.
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Was war das entscheidende Element für euren Erfolg?
Durch moderne Biotechnologie ist es unserem Forschungsteam gelungen, die Sojapflanze mit einem Gen aus Bakterien zu versehen, das vor diesen mikroskopisch kleinen Ertragsräubern schützt. Nematoden ernähren sich oft jahrelang von Sojapflanzen, ohne dass die Landwirte überhaupt wissen, dass sie da sind. BASF hat nun eine wirksame Lösung. Die globale Markteinführung dauert aber noch mindestens bis 2028, denn für solche Produkte ist ein langwieriger Anmelde- und Registrierungsprozess nötig.
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Warum sind Sojabohnen für Nord- und Südamerika so wichtig und mit welchen zentralen Herausforderungen ist die Produktion heute konfrontiert?
Nord- und Südamerika sind weltweit die wichtigsten Sojaproduzenten, allen voran die USA, Brasilien und Argentinien. Sojabohnen werden als Tierfutter und für den menschlichen Verzehr verwendet, wodurch sie zur wichtigsten Proteinquelle in der weltweiten Lebensmittelversorgung werden. Das macht Sojabohnen zur wichtigsten Proteinquelle in der weltweiten Lebensmittelversorgung, und die Nachfrage steigt weiter an.
Klimaschwankungen und eine nachlassende Wirksamkeit von Pflanzenschutzmitteln zählen zu den Hauptproblemen der heutigen Sojaproduktion. Dürren oder übermäßige Regenfälle können zu verschiedenen Krankheiten und Schädlingsbefall führen. Daher ist die Auswahl der richtigen Saatgutsorte, die diesen Klimastress aushält, extrem wichtig für die Sojabauern.
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Dein Jobtitel klingt kompliziert. Was macht ein Global Research & Development (R&D) Lead for Soybean und ein Regional R&D Director for Seeds?
Ich habe diese Position im Februar 2024 angetreten und sie bot mir die einzigartige Gelegenheit, an der Schnittstelle zwischen Geschäftsstrategie und der Umsetzung von Forschung und Entwicklung zu arbeiten. Für meinen Job ist es unerlässlich, sowohl die Geschäfts- als auch die Forschungsperspektive zu haben. Wir berücksichtigen den Zeitplan sowie mehrere Bewertungen – Sicherheit, Nachhaltigkeit, Regulierung und Leistung –, die erforderlich sind, um das Endprodukt auf den Markt zu bringen.
Meine Aufgabe besteht darin, mit unserem F&E-Team eine Strategie zu entwickeln, damit das neue Saatgut auf den Markt gebracht werden kann. In der Landwirtschaft dauert es sehr lange, bis Innovationen auf den Markt kommen. Tatsächlich werden die Innovationen, die vor 15 Jahren entstanden sind, erst in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf den Markt kommen. Deshalb arbeiten wir heute in der Forschung an Lösungen für die Zukunft. Wir entwickeln nachhaltige und widerstandsfähige Nutzpflanzen, die Schädlingen, Krankheiten und dem Klimawandel trotzen.