Nachhaltigkeit
SEEbalance®
Nachhaltigkeit auf Produktebene messbar machen
SEEbalance® bezeichnet die von der BASF entwickelte Sozio-Ökoeffizienz-Analyse. Sie kommt bei der Bewertung verschiedener Produkt- oder Prozessalternativen zum Einsatz und ermöglicht es, diese direkt miteinander zu vergleichen. Im Rahmen dieser Analyse werden die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft – abgebildet. SEEbalance® ist ein innovatives Instrument, das verschiedene Analysemethoden bündelt und es dadurch erlaubt, neben der Umweltbelastung und den Kosten auch die sozialen Auswirkungen von Produkten und Herstellverfahren zu bewerten. Ziel ist es, alle drei Säulen der nachhaltigen Entwicklung in einem integrierten Instrument zur Produktbewertung zu vereinen, damit nachhaltige Entwicklung im Unternehmen mess- und steuerbar wird.
Methodendesign im Kontext von Wissenschaft und externen Entwicklungen
Bei der Entwicklung der Methode, die im Jahr 2002 begann, kooperierte BASF mit verschiedenen Forschungsinstituten, wie beispielsweise dem Institut für Geographie und Geoökologie der Universität Karlsruhe, dem Ökoinstitut e. V. und der Universität Jena. Das Projekt war eingebunden in das Forschungsvorhaben „Nachhaltige Aromatenchemie“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Als BASF die SEEbalance®-Methode im Jahr 2005 vorstellte, war es ein absolutes Novum, alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit in einem gewichteten Ergebnis darzustellen und zu bewerten.
Seither wurde die Methode stetig weiterentwickelt. Im Zuge dessen ließ BASF externe Entwicklungen nicht außen vor: So erfolgte jüngst eine Aktualisierung der Analyse der gesellschaftlichen Dimension. Dabei orientierte sich BASF an neuesten Erkenntnissen und Standards, beispielsweise vom Roundtable for Product Social Metrics oder dem World Business Council for Sustainable Development.
Nachhaltigkeit ganzheitlich abbilden
In der neuen SEEbalance® Methode werden die Faktoren Ökonomie und Ökologie mit der Ökoeffizienz-Analyse bewertet. Zusätzlich fließen bei der SEEbalance® darüber hinaus Erkenntnisse über die sozialen Auswirkungen verschiedener Produkt- und Prozessalternativen in die Analyse ein. Für die Gesellschaft spielen soziale Kriterien und Ziele, wie zum Beispiel Bildung, Gesundheit oder Arbeitsbedingungen, eine immer bedeutendere Rolle.
In Ergänzung zur Ökoeffizienz-Analyse erfolgt nun die Bewertung der sozialen Dimension im Rahmen der sogenannten „Social Analysis“ in zwei separaten Modulen.
In den beiden seperaten Modulen der „Social Analysis“ werden die sozialen Bedingungen von Arbeitern, Konsumenten und von Kommunen analysiert und bewertet. Das Modul „Social Life Cycle Assessment“, trägt Informationen zu sozialen Aspekten aus spezifischen Datenbanken und Firmeninformationen entlang des gesamten Lebensweges von Produkten zusammen, bewertet sie und stellt sie transparent dar. Das Modul „Social Hot Spot Assessment“ bewertet soziale Brennpunkte sehr detailliert, fokussiert dabei auf spezifische Lebenswegabschnitte, analysiert und bewertet diese. Dabei erfolgt ein Abgleich mit den Zielen, die in den SDGs (Sustainable Development Goals) der UN festgehalten sind. Aus den Ergebnissen können Maßnahmen zur Verbesserung abgeleitet werden.
Die Neugestaltung der Methode trägt dabei der komplexen Aufgabe Rechnung, gesellschaftliche Aspekte in Werte, Zahlen und Informationen zu übersetzen.
Die Ergebnisse der „Social Analysis“ und der Ökoeffizienz-Analyse bilden im Anschluss gemeinsam die Grundlage zur Interpretation und Darstellung in der SEEbalance® Bewertungsmethodik.
Beispiel für eine Anwendung zur „Social Analysis“
Gemeinsam mit der TU Dresden wurde die Sozialanalyse zur Bewertung einer neuen textilbewehrten Betonalternative im Vergleich zum klassischen stahlbewehrten Beton (SVB) eingesetzt. Eine Alternative in dieser Studie ist der Carbonbeton-Verbundwerkstoff (CCC). CCC wird dabei als eine Art textilbewehrter Beton bzw. zementbasierter kohlenstofffaserverstärkter Verbundwerkstoff definiert, bei dem ein feinkörniger Beton und maschenartige textile Bewehrungen oder Kohlenstofffaserstäbe verwendet werden.
Das Ziel des von der TU Dresden geleiteten und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts V2.10 bezieht sich auf letzteres, indem das Nachhaltigkeitspotenzial von Bauteilen aus innovativem textilbewehrtem Beton bewertet wird. Es wurde ein Ökobilanzrahmen konzipiert und auf Varianten von Sandwichwandsystemen aus Carbonbetonverbundwerkstoffen und Stahlbeton angewendet. Die Ergebnisse zeigen Hotspots in der Technologie- und Materialauswahl auf, die durch zirkuläre Strategien, z. B. Abfall, Reduzierung oder Recycling, angegangen werden könnten. Insgesamt schneidet eine Entwurfsvariante aus Carbonbeton-Verbundwerkstoffen in Bezug auf alle Dimensionen der Nachhaltigkeit am besten ab.
Insgesamt hat der klassische Stahlbeton einen höheren aggregierten sozialen Risikowert von 6,8 im Vergleich zu 5,9 für die Variante aus Carbonbeton-Verbundwerkstoff (CCC). Das bedeutet, dass CCC aus Sicht der sozialen Nachhaltigkeit etwas besser abschneidet.
Quelle: Scope, C., Guenther, E., Muendecke, E., Schultze, K., Schuetz, J., Mielecke, T., Saling, P.; (2020), Aiming for life cycle sustainability assessment of cement‐based composites: a trend study for wall systems of carbon concrete, November 2020, Civil Engineering Design 2(5-6) DOI
SEEbalance® Anwendungsfelder
Die neue SEEbalance® Methode wurde im Jahr 2020 von drei unabhängigen externen Gutachtern geprüft und kann wirkungsvoll in verschiedenen Anwendungsfeldern eingesetzt werden. Herauszuheben ist hierbei die Anwendung für die Beantwortung strategischer Fragen, für Einkaufsentscheidungen, Diskussionen im politischen Kontext und im Marketing gemeinsam mit Kunden zur Optimierung und Verbesserung der Nachhaltigkeit von Produkten und Prozessen.
Für weitere Information, kontaktieren Sie uns unter seebalance@basf.com oder besuchen Sie uns unter www.basf.com/sustainability.