Geschichte
Zwangsarbeit in Ludwigshafen und Oppau
In der deutschen Wirtschaft wird nach Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939) der Arbeitskräftemangel zu einem Problem. Er entsteht durch die wachsende Anzahl von Einberufungen deutscher Arbeiter. Als Ersatz werden ab 1940 in steigendem Maße ausländische Arbeitskräfte eingesetzt – anfangs auf freiwilliger Basis, bald aber durch Zwangsrekrutierungen in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten. Nach 1941 betrifft dies insbesondere Arbeitskräfte aus Polen und der Sowjetunion („Ostarbeiter“). Seit 1942 werden zivile Arbeiter in wachsendem Ausmaß durch KZ-Häftlinge sowie Straf- und Kriegsgefangene ersetzt.
Auch in den Werken der I.G. Farben werden Zwangsarbeiter beschäftigt – einschließlich der Werke Ludwigshafen und Oppau. Es handelt sich hier um Kriegsgefangene und ausländische Zivilarbeiter. KZ-Häftlinge werden an den Standorten Ludwigshafen und Oppau nicht eingesetzt. 500 belgische Kriegsgefangene treffen im Juni 1940 als erste Zwangsarbeiter ein. Wenige Wochen später folgen die ersten ausländischen Zivilarbeiter. Ihren absoluten und relativen Höhepunkt erreicht die Zwangsarbeit in den Werken Ludwigshafen und Oppau im April 1943: 13.727 Zwangsarbeiter stellen mehr als ein Drittel der Gesamtbelegschaft. Die Mehrzahl von ihnen stammt aus Polen und der Sowjetunion, aus Italien, Frankreich und Spanien, aber auch aus Belgien und den Niederlanden, aus Kroatien und der Slowakei.
Bezahlung, Arbeitsbedingungen und Verpflegungsrationen der Zwangsarbeiter unterscheiden sich nicht nur deutlich von denjenigen der deutschen Arbeiter, sondern auch innerhalb der verschiedenen Gruppen. Eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen regelt bis ins Detail alle Fragen ihrer Beschäftigung und resultiert zum Beispiel in der ideologisch motivierten Diskriminierung von „Ostarbeitern“. Dies gilt auch für die Werke Ludwigshafen und Oppau.