Geschichte

1925 - 1930

Revolution im Reisfeld

Waren es im 19. Jahrhundert synthetische Farbstoffe, welche die BASF nach China lieferte, trat im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts ein anderes Produkt in den Vordergrund: Im Jahre 1924 exportierte die BASF die ersten 50 Tonnen des Mineraldüngers Ammoniumsulfat ins Reich der Mitte.

Ein Düngerversuch im Reisfeld. 

Vom Beginn des 18. bis in die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts hatte sich die chinesische Bevölkerung verdreifacht. Um über 380 Millionen Menschen zu ernähren, war im ganzen Land die landwirtschaftlich genutzte Fläche ausgeweitet worden, was zusätzliche Düngung erforderte.

Die Grundlagen zur Synthese von Ammoniak aus Stickstoff und Wasserstoff legte Professor Fritz Haber ab 1904 mit seinen Arbeiten an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Mit der großtechnischen Umsetzung der Ammoniaksynthese betraute die BASF 1908 Carl Bosch. Bosch und sein Team entwickelten in erstaunlich kurzer Zeit bisher unbekannte Apparate und Bauteile und schufen so die Grundlagen der Hochdrucktechnik. Die neue Technologie sollte in der Chemieindustrie zu einem der wichtigsten Hilfsmittel der Synthese werden. Bereits 1913 konnte in Ludwigshafen die weltweit erste Ammoniakfabrik ihren Betrieb aufnehmen. Mit der Synthese des Ammoniaks und der ihr folgenden Salpetersäuresynthese stieg die BASF in großem Stil in die Düngemittelproduktion ein. Die im Farbenverkauf entwickelte Praxis, Produkte einprägsam und möglichst unverwechselbar zu präsentieren, wurde auch im Düngemittelgeschäft fortgesetzt.

Ein Pionier bei der Einführung von Mineraldünger in China war der im Jahre 1900 geborene Pfarrerssohn Paul Wilhelm Wilm. In Tianjin, nicht weit von Peking, übernahm Wilm im Frühjahr 1929 die Landwirtschaftliche Beratungsstelle Nordchina.

Die folgenden Jahre bis zur 1937 beginnenden japanischen Besetzung Nordchinas sollte Wilm später seine goldene Zeit nennen.

Fritz Haber (1868 - 1934) (Foto: Ullstein)
Carl Bosch (1874 - 1940)
Einbau eines von Carl Bosch entwickelten Ammoniakreaktors, 1920