Geschichte

1990 - 1995

Der Masterplan auf der Serviette

Als der BASF-Aufsichtsrat Mitte Dezember 1989 den 50-jährigen Jürgen Strube zum neuen Vorstandsvorsitzenden berief, rückte nicht nur der erste Nicht-Naturwissenschaftler an die Spitze des Unternehmens, sondern auch ein Mann, der wie kein anderer BASF-Chef zuvor über internationale Berufserfahrung verfügte.

Bau chemischer Anlagen in China Anfang der neunziger Jahre. In einer strategisch wichtigen Schlüsselindustrie wie der Chemie durften ausländische Unternehmen ihre Produktionsstätten nur in Gemeinschaftsunternehmen mit chinesischen Partnern errichten. (Foto: BASF)

Strube hatte schon früh das große Potenzial des riesigen chinesischen Marktes erkannt. Klar war für den BASF-Vorstandsvorsitzenden auch, dass eine angemessene Teilnahme am regionalen Wachstum dieser Region nur durch eigene Produktionsanlagen vor Ort möglich war.

Im November 1993 wurde das Joint Venture Shanghai BASF Colorants and Auxiliaries Co. Ltd. gegründet.

Nachdem das Projekt eines integrierten Produktionsstandortes Nanjing 1994 zunächst als kühne Vision auf einer Papierserviette skizziert worden war, warben Strube und seine Mitstreiter für Akzeptanz der weitreichenden Pläne bei den BASF-Führungskräften. Die Alternative hieß am Ende: sich entweder langsam in einen dynamischen Markt hineintasten – oder innerhalb sehr kurzer Zeit einen Kraftakt von bisher nie gekanntem Ausmaß bewältigen. Die Strategische Planung plädierte für den Kraftakt. Das Prinzip, nie alles auf eine Karte zu setzen, war jedoch von Jürgen Strube wie auch seinen Vorgängern beherzigt worden und galt auch für künftige Chefs des Unternehmens. Dieses höchstmögliche Risiko wurde auch für das China-Vorhaben ausgeschlossen.

Am 29. März 1996 schließlich machte die BASF in Form einer Presseinformation mit der Überschrift „BASF, Sinopec und YPC gehen Großprojekt in China an“ ihre Pläne für den Verbundstandort Nanjing öffentlich. Strube rechnete noch mit einem Baubeginn im Jahr 1998 und einer Bauzeit von sechs Jahren.

Während am Ludwigshafener Firmensitz um Unterstützung für das Investitionsvorhaben am Jangtsekiang geworben wurde, hatte man bei der BASF bereits Pläne für ein weiteres Großprojekt in China vorbereitet. Im Dezember 1996 gab die BASF bekannt, dass sie gemeinsam mit der China Worldbest Group Corporation (CWGC) in Shanghai eine Produktionsanlage zur Herstellung von Teppichbodenfasern auf der Basis von Nylon 6 bauen werde. Die Anlage wurde 1999 in Betrieb genommen.