2. Dezember 2016

Medien

Aktueller Stand: Unglück im Landeshafen Nord

Am Montag, 17. Oktober 2016, kam es im Landeshafen Nord bei BASF in Ludwigshafen infolge eines Brandes zu einer Explosion. Bei dem Unfall starben zwei Mitarbeiter der BASF-Werkfeuerwehr und ein Mitarbeiter eines Tankschiffs, das im Hafen vertäut war. Ein weiterer Mitarbeiter der Werkfeuerwehr, der bei der Explosion schwer verletzt worden war, ist am 29. Oktober verstorben. Sieben Personen wurden schwer verletzt, 22 weitere leicht. Vier der Schwerverletzten konnten inzwischen das Krankenhaus verlassen.

Unfallhergang: Der Unfallhergang wird weiterhin durch die Staatsanwaltschaft Frankenthal untersucht. Am 23. November 2016 hat die Staatsanwaltschaft die Unfallstelle weitgehend freigegeben. Derzeit sind lediglich einzelne Rohrleitungen noch beschlagnahmt, die mit einem Siegel versehen wurden.

Mehrere Tage vor dem Unglück hat eine Spezialfirma für Rohrleitungsbau planmäßig mit Reparaturarbeiten an einer entleerten und gesicherten Propylenleitung begonnen. Ziel war der Austausch mehrerer Rohrleitungsteilstücke als Maßnahme zur vorbeugenden Instandhaltung. Am 17. Oktober kam es gegen 11:30 Uhr zu einem Brand in unmittelbarer Nähe der Reparaturarbeiten. Werkfeuerwehr, Rettungsdienst und Umweltschutz trafen bereits wenige Minuten später ein und begannen umgehend mit Einsatzmaßnahmen. Noch währenddessen kam es zu einer Explosion, mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Ethylen-Ferngasleitung. Die Explosion löste Folgebrände an mehreren Stellen des Rohrleitungsgrabens aus, wodurch weitere Produkt- und Versorgungsleitungen beschädigt wurden. Weitere Einsatzkräfte begannen umgehend mit Rettungsmaßnahmen sowie mit Lösch- und Kühlmaßnahmen.

Entsprechend des Brandbekämpfungskonzepts für Druckgase ließen die Einsatzkräfte die ausgetretenen Produkte gezielt abbrennen. Dabei handelte es sich um Ethylen, Propylen, ein Buten-Produktgemisch (Raffinat), Pyrolysebenzin und Ethylhexanol. Gegen 21:30 Uhr am 17. Oktober war das Feuer gelöscht.

Umweltauswirkungen: Nach Beginn des Brandes erfolgten im Umfeld der Unfallstelle, am Werkszaun sowie in der Umgebung des Werks in Ludwigshafen und Mannheim flächendeckende Luftmessungen. Diese ergaben keine auffälligen Messwerte schädlicher Substanzen, wie auch das Umweltministerium Rheinland-Pfalz und die Stadt Ludwigshafen bestätigt haben. Auch Messdaten aus Speyer, Worms und Frankenthal zeigten keine Auffälligkeiten. Lediglich im unmittelbaren Bereich der Unfallstelle wurden lokal begrenzt erhöhte Werte festgestellt. Die Ergebnisse der Luftmessungen sowie eine Übersichtskarte mit den Standorten der Messeinrichtungen hat BASF im Internet veröffentlicht. Auffällige Messwerte schädlicher Substanzen wurden ebenfalls zu keiner Zeit in Wasserproben gefunden. Allerdings ist es zu einer Belastung des Bodens an der Schadensstelle gekommen. Proben wurden genommen und der Kriminalpolizei zur Verfügung gestellt. Externe Gutachter werden weitere Bodenuntersuchungen nach den Vorgaben der Behörden vornehmen. Aus den Ergebnissen dieser Untersuchungen werden entsprechende Maßnahmen abgeleitet.

Stand der Ermittlungen zur Unfallursache: Die Staatsanwaltschaft Frankenthal und das Polizeipräsidium Rheinpfalz haben am 26. Oktober, Informationen zum Stand der Ermittlungen bekanntgegeben: „Im Rahmen intensiver Ermittlungen im engeren Tatortbereich konnte ein Einschnitt an einer Rohrleitung festgestellt werden. Dieser wurde offensichtlich mit einer Trennscheibe vorgenommen. An einer benachbarten Leitung waren zu diesem Zeitpunkt Wartungsarbeiten im Gange, bei denen ein Winkelschleifer zum Einsatz kam. Die angeschnittene Rohrleitung war von diesen Arbeiten ausgenommen. In dieser floss brennbares Raffinat“. (Auszug aus der Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Frankenthal und des Polizeipräsidiums Rheinpfalz)

Nach heutiger, vorläufiger Einschätzung ist folgende Ursachenkette möglich: Die angeschnittene Leitung enthielt ein Buten-Gemisch. BASF hält es für möglich, dass dieses Buten-Gemisch austrat und sich an von der Trennscheibe erzeugten Funken entzündete. Hierdurch könnte der Brand entstanden sein, der in der Folge die beschriebene Explosion auslöste.

BASF hat einen unabhängigen Sachverständigen mit der Analyse des Unglücks beauftragt. Ziel des Gutachtens ist es, Unfallhergang und Unfallursache zu analysieren. Dafür werden beispielsweise die Sicherheit der betroffenen Rohrleitungen und die Organisation des Arbeitsschutzes untersucht. Am 4. November 2016 hat der Sachverständige seine Arbeit aufgenommen. Zielsetzung und Umfang der sicherheitstechnischen Prüfung wurden von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd) in  Abstimmung mit dem Sachverständigen festgelegt. Auch für die sicherheitstechnische Beurteilung der Rohrfernleitungen hat BASF ein Gutachten bei einem unabhängigen Sachverständigen in Auftrag gegeben, dessen Umfang und Zielsetzung zwischen der SGD Süd und dem Sachverständigen festgelegt wurden. Zudem sind Gutachter des Landeskriminalamts mit der Aufklärung des Unfallhergangs beschäftigt. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf den Ablauf der Wartungsarbeiten und die davor stattgefundenen Sicherheitsmaßnahmen. Da es zu einer Belastung des Bodens an der Schadensstelle gekommen ist, wurden erste Bodenproben genommen und der Kriminalpolizei zur Verfügung gestellt. Externe Gutachter werden weitere Bodenuntersuchungen vornehmen.

BASF wird die externen Gutachter im Rahmen der Vorgaben der zuständigen Behörden auch weiterhin unterstützen und gegebenenfalls mit eigenen Fachleuten zur Verfügung stehen.    

Sicherheit am Standort Ludwigshafen: Sicherheit hat bei BASF – am Standort Ludwigshafen und weltweit – oberste Priorität. Umweltschutz, Gesundheit und Sicherheit sind Teil der Unternehmenswerte und Ziele. Sowohl beim Betrieb bestehender Anlagen als auch bei der Planung und dem Bau neuer Anlagen handelt BASF stets verantwortungsvoll und gibt Sicherheit immer Vorrang. In den vergangenen zehn Jahren wurde in jedem Jahr deutlich mehr in den Standort Ludwigshafen investiert als abgeschrieben. Dadurch hat das Unternehmen mehr als ein Drittel des Anlagevermögens am Standort erneuert und das Werk sicherer und zukunftsfähiger gemacht. Zusätzlich wurden jährlich steigend etwa 10 Milliarden € in die Instandhaltung investiert.

Die Anlagen am Standort sind in einem zuverlässigen Zustand. Dies wird durch Inspektionen der verschiedenen zuständigen Behörden sowie durch interne Audits bestätigt. Pro Jahr fanden in Ludwigshafen mehr als 300 Vor-Ort-Termine mit den Überwachungsbehörden statt, darunter rund 160 angekündigte und unangekündigte Inspektionen. Der Landeshafen Nord, und mit ihm die beschädigten Rohrleitungen, wurden zuletzt turnusmäßig im September 2012 inspiziert. Dabei gab es keine Beanstandung technischer oder organisatorischer Art.

Wirtschaftliche Auswirkung und nächste Schritte: Aufgrund des Brands wurde unter anderem die Rohstoffversorgung der Steamcracker am Standort unterbrochen; auch weitere Verbundbetriebe wurden abgestellt oder auf Teillast reduziert – insbesondere Verbundbetriebe der Ethylen- und Propylen-Wertschöpfungsketten. Einige Abnehmerbetriebe konnten durch die Nutzung von Vorräten den Betrieb aufrechterhalten. Inzwischen sind bereits viele Anlagen, wie zum Beispiel beide Steamcracker, wieder in Betrieb gegangen. In den kommenden Wochen werden die übrigen Anlagen schrittweise wieder angefahren beziehungsweise ihre Auslastung erhöht. In Folge des Brands ist die Rohstoffversorgung am Standort Ludwigshafen nach wie vor eingeschränkt. Daher kann es in der nächsten Zeit weiterhin zu vorübergehenden Abstellungen und zum Wiederanfahren von Produktionsanlagen sowie zu Schwankungen in der Auslastung einzelner Betriebe kommen. BASF trifft verschiedene Maßnahmen, um den Einfluss auf Kundenlieferungen so gering wie möglich zu halten. Das Unternehmen hat die betroffenen Kunden direkt informiert und steht weiterhin in engem Kontakt mit ihnen, um sie über die aktuelle Verfügbarkeit von Produkten zu informieren.

Situation Logistik: Am 23. November 2016 hat die Staatsanwaltschaft die Schadensstelle weitgehend freigegeben. Derzeit sind lediglich einzelne Rohrleitungen noch beschlagnahmt, die mit einem Siegel versehen wurden. Der Landeshafen Nord bleibt weitestgehend außer Betrieb. Die Reparatur- und Sanierungsarbeiten dort werden über einen Zeitraum von einigen Monaten andauern. Am 24. November konnte allerdings an einem Steiger, der nicht von dem Unfall betroffen war, bereits das erste Schiff mit Polyisobutenamin beladen werden. Seit Mitte dieser Woche können weitere Produkte von diesem Steiger ent- und beladen werden. Der Stromhafen, der Hafen auf der Friesenheimer Insel und das Tanklager sind funktionsfähig. Im Hafen auf der Friesenheimer Insel können Flüssigkeiten umgeschlagen werden, im Stromhafen Flüssigkeiten und Feststoffe. Das Tor 15, das nach  dem Unglück im Landeshafen Nord am 17. Oktober wegen Sicherungsmaßnahmen an der Schadensstelle geschlossen war, wurde am 2. November wieder vollständig in Betrieb genommen. Die komplette Lkw-Abfertigung läuft seit diesem Zeitpunkt wieder ausschließlich über die Tore 11 und 15. Seit dem 31. Oktober hat auch das Kombiverkehrsterminal den Betrieb wieder aufgenommen. Die Bahnanlagen sind durch den Unfall ebenfalls nicht beschädigt. Der Zugverkehr auf dem Werksgelände findet statt.

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Letzte Aktualisierung2. Dezember 2016