20. Februar 2021
Magazin

Ein Ort, der die Fantasie anregt

Die Creation Center von BASF fördern Innovation, Kreativität und Zusammenarbeit zwischen BASF und ihren Kunden und Partnern.

Nähert man sich den Toren des großen Industriekomplexes in Ludwigshafen, fällt dem Besucher ein merkwürdiges architektonisches Gebilde ins Auge. Unmittelbar vor dem Werksgelände der BASF dient ein grauer Luftschutzbunker – ein Relikt aus der Vergangenheit – als Fundament für das Creation Center am Hauptsitz des Unternehmens. Das darauf errichtete Creation Center ist von einem weißen, organischen Spitzengefüge umgeben, das Ähnlichkeit mit einem vergrößerten Schaumstoffwürfel hat. Es reckt sich dem Besucher einladend entgegen und bricht durch eine leichte Versetzung der vertikalen Achse die starre Symmetrie des Betonklotzes, auf dem es ruht. Beim Näherkommen werden die Narben sichtbar, die im Zweiten Weltkrieg durch Granatsplitter gerissen wurden und an den ursprünglichen Zweck des Bauwerks erinnern. Einen starken Kontrapunkt setzt heute ein Außenaufzug, der am pockennarbigen Beton entlanggleitet und Besucher in den oberen Teil des Gebäudes bringt. Dort gelangt man über eine kleine Brücke zu einem Rückzugsort für Kreativität.

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Creation Center in Kernmärkten

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Die Creation Center befinden sich in strategisch wichtigen Märkten. Ludwigshafen (1) in Deutschland und Schanghai (2) in China sind wichtige Standorte für BASF-Hochleistungs­materialien. Die Design-Affinität Japans und die Konsumgüter- und Autoindustrie des Landes machen Yokohama (3) zu einem bedeutenden Standort. Mumbai (4) in Indien zählt zu den wichtigsten aufstrebenden Märkten mit einer starken Kundennachfrage nach kreativen Dienstleistungen.

 

Zum BASF Creation Center

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Alexandre Dreyer spricht im Creation Center in Schanghai/China mit Kundinnen.

 

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Das Herzstück des Creation Center in Ludwigshafen ist ein Ort für Begegnungen inmitten Hunderter Muster, Prototypen und Produkte.

Potenzial von Hochleistungs­materialien ausnutzen

Das Creation Center in Ludwigshafen ist eines von vier Zentren weltweit, die BASF an Unternehmensstandorten eingerichtet hat und die als Inspirationsquelle und Antrieb für Innovationen bei Hochleistungsmaterialien dienen sollen. Die anderen drei befinden sich in Schanghai/China, Mumbai/Indien und Yokohama/Japan. „Wir haben die Leidenschaft und das Ziel, unsere Kunden zu inspirieren, unser Portfolio an Hochleistungswerkstoffen zu nutzen und ihr enormes Innovationspotenzial zu erschließen“, sagt Alexandre Dreyer, Leiter des Creation Center Asien-Pazifik von BASF.

 

Hochleistungsmaterialien sind die Kunststoffe, die Produkten ihre charakteristischen Eigenschaften verleihen. Sie sorgen dafür, dass Oberflächen optisch und haptisch ansprechend wirken, dass Stühle bequem und sicher sind und dass Arbeitskleidung schützt. Sie sind für die Haltbarkeit und Präzision von Maschinenteilen verantwortlich, fangen Erschütterungen ab oder geben kinetische Energie zurück. Sie haben entscheidenden Einfluss auf die Beziehungen, die man zu den Gegenständen in seiner Umgebung entwickelt, auf Kaufentscheidungen und darauf, ob man Produkte behält oder vorzeitig wegwirft. Außerdem haben diese Materialien einen großen Anteil daran, ob Produkte am Markt Erfolg haben – viele verdanken ihnen sogar ihre Existenz. „Die Möglichkeiten für Innovationen sind endlos“, erklärt Dreyer.

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Im Inneren des Creation Center in Ludwigshafen ist der kreative Geist förmlich greifbar. Die Innenausstattung wurde sorgfältig entworfen, wobei nach Möglichkeit BASF-Materialien eingesetzt wurden. ­Andreas Mägerlein, Gruppenleiter im Creation Center Europe, führt uns mit Begeisterung durch die luftigen Räume. Im zentralen Bereich bilden schlichte Stufen ein Auditorium mit Platz für ein kleines Publi­kum. Davor lenkt eine abgenutzte hölzerne Werkbank die Blicke auf sich. Regale an den umliegenden Wänden sind mit Gegenständen, Prototypen und Kisten gefüllt, die kleinere Muster und Komponenten enthalten. Deren Zweck oder Anwendung ist nicht auf den ersten Blick erkennbar. Es finden sich auch Kultgegenstände und Produkte – Fahrradsättel, Stühle, Motorhauben, ein Feuerwehrhelm, der Laufschuh BoostTM von adidas mit einer Sohle aus dem hochelastischen Polyurethanschaumstoff Infinergy® von BASF.

EUROPA,DEUTSCHLAND, LUDWIGSHAFEN, BASF Creation Center Ludwigshafen mit Leiter Andreas Maegerlein fototgrafiert am 05.05.2020,  (c) 2020 Lêmrich (Alina Emrich, Kien Hoang Le) / Agentur FOCUS
Andreas Mägerlein im Ludwigshafener Creation Center

Ein Ort, an dem Gegenstände das Sagen haben

Wenn Gegenstände aus ihrem alltäglichen Kontext herausgelöst werden, verändert sich unser Blick auf sie: Wir betrachten sie genauer und angesichts ihrer Schönheit manchmal mit Ehrfurcht. An diesem Ort sind Materialien die eigentlichen Helden. Doch die Gegenstände, zu denen sie geformt werden, sind nicht auf Sockel oder in Vitrinen gestellt. Die überquellenden Kisten laden Besucher regelrecht dazu ein, zu stöbern und Dinge zu berühren, zu verbiegen und daran zu kratzen, in Farben zu schwelgen und die vielseitigen Eigenschaften der Gegenstände zu erkunden und zu würdigen. Türen und Fenster geben den Blick frei auf Arbeitsbereiche, 3D-Drucker und einen offenen Küchenbereich in Nachbarräumen. Es ist eine Hightech-Schatzkammer – Labor, Treffpunkt und Werkstatt in einem.

„Die Leute kommen gern hierher“, sagt ­Mägerlein. „Für uns ist es eine tolle Erfahrung, unseren Kunden und Partnern den Raum und die Freiheit zu geben, großartige Ideen zu entwickeln. Die Arbeitsumgebung hat einen tief greifenden Einfluss darauf, wie man fühlt und denkt.“

Es ist ein Ort der Inspiration und des freien Denkens, ohne Hierarchien, feste berufliche Rollen und Arbeitsroutinen. Hier treffen sich Kunden aus allen Branchen und BASF-Mitarbeiter, die Ideen und Erfahrungen mit ihren unterschiedlichen Erfahrungshorizonten einbringen. Man trifft Wissenschaftler, Ingenieure, Computerspezialisten, Manager und Marketingfachleute. „Als Designer fördern wir Innovation. Wir verfügen über technisches Know-how, vor allem aber experimentieren wir – wir sind offen für neue Denkansätze“, erläutert ­Mägerlein, der sich selbst als eine Mischung aus Ingenieur und Designer bezeichnet. „Wir denken über Möglichkeiten und Chancen nach. Je nach Art des Projekts wenden wir verschiedene kreative Techniken an. Manchmal sind diese sehr strukturiert und manchmal sehr frei. Wir wollen nicht zu viele Vorgaben machen.“

 

Das Physische und das Digitale verbinden

Von den angrenzenden Besprechungsräumen überblicken Besucher das riesige Gelände des Standorts Ludwigshafen. Diese Aussicht schafft eine starke Verbindung zwischen dem Creation Center und dem Chemieareal von BASF. Mägerlein, der einen Joystick-Controller bedient, setzt ein Headset mit Antennen an beiden Seiten auf. Ausgestattet mit Empfänger-Headsets dauert es ein paar Sekunden, bis sich die Augen anpassen und eine beeindruckend realistische dreidimensionale Darstellung des Wohnmobils Hymer VisionVenture erscheint. Mit einer Bewegung seiner Hand dreht sich der Wagen. Wir zoomen nah heran und schauen uns das Ganze näher an.

 

Digitale Werkzeuge spielen beim Entwicklungsprozess eine immer wichtigere Rolle. Visualisierungstechniken haben die Herstellung von Prototypen verbessert und gewährleisten die Realisierbarkeit der Produktentwicklung. Darüber hinaus bietet eine ständig aktualisierte Datenbank Informationen über die Hochleistungswerkstoffe und Produkte des Sortiments. 

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Mägerlein und Kollegen zoomen einen Ausschnitt der 3D-Darstellung des Wohnmobils ­Hymer ­VisionVenture heran.

Alle Materialien in den Creation Centern können gescannt werden, um in die Datenbank aufgenommen zu werden. Dort kann man sich Diagramme, Videos, 3D-Modelle, Animationen, Anwendungen, Märkte und Endprodukte ansehen. Zusammen mit der unmittelbaren physischen Erfahrung entsteht so ein umfassendes Bild in einem sehr gut zugänglichen Format. Wenn Kunden die Creation Center nicht persönlich aufsuchen können, können diese digitalen Werkzeuge auch in Online-Workshops eingesetzt werden.

 

Von der Idee oder der Ideenfindung über das Konzept, die Prüfung praktischer und formaler Lösungen, die Definition technischer Spezifikationen, die Erstellung von Computersimulationen, die Forschung und Entwicklung bis hin zur Vorproduktion – der vielschichtige und komplexe Weg, den ein Produkt bis zur Herstellung geht, muss erkundet und verstanden werden. „Wir versuchen, uns so früh wie möglich in den Prozess einzubringen“, sagt ­Dreyer. „Oft haben die Kunden nur eine sehr vage Vorstellung davon, was sie erreichen wollen. Hier kommen wir ins Spiel. Wir verfügen über das Wissen und die Erfahrung, um unsere Kunden von den Anfangsphasen und während des gesamten Entwicklungszyklus bis zur Marktreife des Produkts zu begleiten.

 

Gesellschaftliche Trends prägen das Design

Sowohl Mägerlein als auch Dreyer betonen, wie wichtig es ist, sowohl pragmatisch als auch zielstrebig zu arbeiten. Doch ebenso wichtig ist der Blick über aktuelle Projekte hinaus. Trendscouting ist ein weiterer Bereich, bei dem die Teams der Creation Center einen Mehrwert schaffen. Das heißt aber nicht, dass man sich einfach anschaut, welche Materialien derzeit im Trend liegen. „Wir drehen die Frage um“, erläutert ­Mägerlein. „Wir denken darüber nach, wie gesellschaftliche Trends bei der Schaffung und Anwendung von Materialien neue Entwicklungen anstoßen können.“

 

Nehmen wir zum Beispiel die Nachhaltigkeit: Die Verbraucher werden sich zunehmend der Umweltauswirkungen der von ihnen gekauften Produkte bewusst, was Kaufentscheidungen beeinflusst. Dies spiegelt sich natürlich in der Entwicklung von Werkstoffen und Produkten wider. Die Frage, wie die in Konsumgütern verwendeten Materialien in die Kreislaufwirtschaft umgelenkt werden können, ist ein wichtiger Schwerpunkt und steht im Einklang mit dem Engagement der BASF für Nachhaltigkeit.

Projekte der BASF Creation Center

„Wir helfen unseren Kunden zu verstehen, welche Trends das Verbraucherverhalten bestimmen, und tragen dieses Wissen in unser Unternehmen“, so Mägerlein. Wer die Creation Center von BASF erkundet, erhält einen tiefen Einblick in das Potenzial, das die Designkompetenz und Kreativität gepaart mit dem Materialportfolio und dem Wissen von BASF im Bereich Herstellung zu bieten haben. Trotzdem kratzt man damit nur an der Oberfläche dessen, was möglich ist.

 

„Früher waren Designer die Experten für die Form. Dieser Gedanke ist längst überholt. Heute liegt der Wert, den wir in der kreativen Zusammenarbeit mit Kunden und unseren Experten aus verschiedenen Disziplinen erbringen, auf der Hand“, erklärt Mägerlein. „Die Creation Center sind der lebende Beweis dafür.“

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